"Es waren einmal zwei Jäger, die fanden im Wald eine silbrig glänzende Wildsau in einer salzigen Suhle." So erzählt die Sage von der Entdeckung der Solequelle am Fuße des Kalkberges. Das soll etwa im Jahre 800 gewesen sein. Hier hatte sich der in 250 Millionen Jahren gewachsene unterirdische Salzstock einen Weg an die Erdoberfläche gesucht. Salz, das "weiße Gold", war im frühen Mittelalter ein kostbares und begehrtes Gut. Zu Hause in Hliuni (Lüneburg gab es damals noch nicht) erzählten die Jäger davon, und einige clevere Leute erkannten den Wert des Fundes und wussten diesen wirtschaftlich zu nutzen. Man brauchte die salzige Brühe nur noch vom Wasser befreien - übrig blieb ein gutes Salz.
In den folgenden 150 Jahren förderten die Leute fleißig Sole, verkauften das Salz und zahlten dem jeweiligen Herzog ihren Zoll (Steuern), die durch den Verkauf des Salzes fällig wurden.
Im Jahr 956 schenkte Otto l. zu seinem und seiner Gemahlin Seelenheil dem Kloster St. Michaelis am Kalkberg den Zoll. Diese Urkunde enthält die früheste Erwähnung Lüneburgs, welches aus zwei Ursiedlungen zusammengewachsen war.
Zu dieser Zeit war die Salzsiederei schon ein recht profitables Gewerbe und es wurde weiter ausgebaut. Auch die Nebengewerbe (Pfannenschmiede, Böttcher, Wagenbauer, Holzfäller und Fuhrwerke) erlebten einen kräftigen Aufschwung.
Die Saline lag innerhalb der Stadtmauer (erbaut im frühen 13. Jh.) am südwestlichen Stadtrand, war aber zur Stadt hin durch eine hohe Mauer gesichert um ein Übergreifen der gelegentlichen Brände auf die Wohngebiete zu verhindern. Immerhin brannten Tag und Nacht offene Feuer in Holzhütten mit Strohdächern. Erst ab dem 14. Jahrhundert gab es Löschteiche, die ihr Wasser via Gräben und Holzrohren aus der Ilmenau erhielten.
Die Siedehütten standen um die Solequelle herum und beherbergten je vier Siedepfannen á 1m², in denen das Salz durch Erhitzen aus der Sole gewonnen wurde. Anfänglich wurde die Sole durch eine Schöpfvorrichtung zutage gefördert, später durch Pumpen. In der Blütezeit standen auf dem Gelände 54 Hütten = 216 Pfannen. Bei 60 Liter Sole pro Pfanne und einer Siededauer von 2 Stunden ergab sich eine Tagesproduktion von ca. 35 Tonnen Salz.
Im Laufe der Zeit entstand die wohl erste große Industrieanlage Europas.
Das viele Salz musste gelagert oder zum Transport verladen werden. Unzählige Salzfuhrwerke durchfuhren die Stadt Richtung Hafen. Dazu kamen die vielen Holzkarren, die das Brennholz von der Hude in die Saline brachten. Man kann sich den Geräuschpegel ungefähr vorstellen. Zu dieser Zeit besaß Lüneburg 70 Lastkähne allein für den Salztransport (Salz-Ewer) über die Ilmenau und die Elbe. Zwischen 1392 und 1398 wurde der Stecknitzkanal (Lauenburg - Lübeck) gebaut, was die Handelswege erheblich ausdehnte.
Die Kirche und der Landesherr waren lange im Besitz der Saline und verpachteten die Siederechte einzelner Pfannen an ausgewählte Bürger (Sülfmeister).
Weitreichende Handelsbeziehungen, der Anschluss an den Bund der Hanse und der steigende Reichtum ließen die Bürger nach Unabhängigkeit streben. Das ging so weit, dass sie 1371 die herzogliche Burg auf dem Kalkberg zerstörten und den Herzog vergraulten.
Nun mussten die Prälaten als Besitzer der Saline eine Sülzhilfe in die verschuldete Stadtkasse zahlen. Die schrittweise Erhöhung von 2% des Gewinns auf 50% führte zu heftigen Streitereien und schließlich zum Lüneburger Prälatenkrieg.
Das Salz machte die Stadt reich und die Sülfmeister mächtig, aus ihrer Mitte wurden die Ratsmitglieder gewählt. Der Rat wiederum regelte die wirtschaftlichen Belange der Stadt, und so war Gemeinwirtschaft und Privatwirtschaft eng miteinander verflochten, ein System das bis zum 30jährigen Krieg funktionierte.
Die Saline erhielt 1924 ein großes modernes Siedehaus mit modernster Technik, 12 großen Pfannen und 12 Schornsteinen auf dem Dach, musste aber nach knapp 60 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden.
Heute wird das Gebäude zu 2/3 von einem Supermarkt genutzt, im restlichen Teil und in den Außenanlagen befindet sich das Deutsche Salzmuseum.